Dienstag, 18. August 2009
Sport im Dienste von Entwicklung und Frieden bei der dvs-Nachwuchsakademie in Bad Malente
Sport und Entwicklung als Panel-Talk bei der IAAF Leichtathletik Weltmeisterschaft in Berlin
Inhaltlich wird diese Diskussionsrunde den Sport und insbesondere die Leichtathletik im Kontext der „Einen Welt“ thematisieren. Wieso laufen, werfen und springen Menschen? Wie tragen solche Bewegungsformen/ Sport als Sprache und Medium der Kommunikation, Toleranz, Fairness und Integration zur individuellen und gesellschaftlichen Entwicklung über religiöse, ethnische, ideologische und nationale Grenzen hinweg bei? Hierbei sollen Chancen und Schwierigkeiten aus der Perspektive der jeweiligen Organisation/ des jeweiligen biographischen Hintergrundes der ExpertInnen bestenfalls anhand konkreter Projekte und Programme thematisiert werden.
DiskutantInnen:
Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper (Deutschland)
Gudrun Doll-Tepper ist Professorin an der Freien Universität von Berlin. Sie lehrte zuvor an der Humboldt Universität sowie als Gastprofessorin in Leuven (NL) und Peking (China). Bis 2008 war sie Präsidentin des Weltrates für Sportwissenschaft und ist jetzt u.a.Vizepräsidentin für „Bildung und olympische Erziehung“ des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Vorstandsmitglied der Deutschen Olympischen Akademie sowie in der Kommission „Frauen und Sport“ des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).
Fekrou Kidane (Äthiopien)
Fekrou Kidane ist ehemaliger Direktor für internationale Kooperationen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und jetzt beim Weltleichtathletikverband (IAAF), u.a. in der Kommission für nachhaltige Entwicklung tätig.
Tegla Loroupe (Kenia)
Die ehemalige Spitzenathletin Tegla Loroupe ist dreifache Weltmeisterin im Halbmarathon und Inhaberin der Weltrekorde über 20km, 25km und 30km. Sie ist beim Berlin-Marathon 1999 mit 2:20:43 Weltrekord gelaufen. Heute ist sie Mitglied im kenianischen olympischen Komitee und engagiert sich als Botschafterin u.a. für UNICEF, Oxfam, IAAF, Right to Play und World Vision.
Willi Lemke (Deutschland)
Der studierte Sport- und Erziehungswissenschaftler Willi Lemke war von 1981-1999 Manager des Bundesligavereins Werder Bremen und von 1999-2007 Senator für Bildung und Wissenschaft, dann von 2007-2008 Senator für Inneres und Sport des Stadtstaates Bremen. Seit 2008 ist er Sonderberater des UN Generalsekretärs für Sport im Dienste von Entwicklung und Frieden.
Ralph Mouchbahani (Deutschland)
Der Sportlehrer Ralph Mouchbahani ist in der „Sportentwicklungshilfeabteilung“ des Weltleichathletikverbandes (IAAF) und hat auf allen Kontinenten TrainerInnen und AthletInnen betreut. Er ist verantwortlicher Leiter für das Entwicklungshilfeprogramme bei der Leichtathletikweltmeisterschaft in Berlin, dass auf Einladung der Bundesrepublik Deutschland im Vorfeld insbesondere AthletInnen aus Entwicklungsländern durch Trainingsbedingungen in Deutschland eine optimale Vorbereitung auf die Wettkämpfe ermöglichte.
Lazarus Karandu Shiimi „GAZZA“ (Namibia)
Lazarus Shiimi, oder GAZZA (aufgrund Paul Gascoigne) ist erfolgreicher Musiker und Sänger aus Namibia und Initiator von Kwaito Musik In seiner Funktion als nationaler Botschafter für Bildung besucht er viele Schulen jährlich und beschwört Musik, wie auch Sport und Kunst als Teil von Kultur und Identität in ihrer Vorbildfunktion und Lebensschule.
Sonntag, 14. Juni 2009
Pressemitteilung anlässlich der Konferenz "For More- Development through Sport" am 09./10. Juni 2009
Die Ressortleiterin „Internationales“ des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) Katrin Merkel bedauerte die prioritäre Ausgestaltung und Entsendung der Experten und Expertinnen im Rahmen der bilateralen Vereinbarungen zur „Förderung der Auswärtigen Kulturpolitik“ durch das Auswärtige Amt mit dem Ziel der Sportförderung und Sympathiewerbung für Deutschland durch den Sport. Der Bundestagsabgeordnete Dr. Reinhold Hemker unterstrich die Forderung nach einer Weiterentwicklung und Ausweitung der Entwicklungszusammenarbeit durch Sport im Dienste von Entwicklung, Frieden und Bildung. Er verwies hierbei auf die bestehenden Vereinbarungen der Regierungen im Rahmen der Milleniumsentwicklungsziele (MDGs) und forderte die Anwesenden auf, den Druck auf Wissenschaft und Politik zu erhöhen und ihrer Verantwortung gerecht zu werden. Der im Jahre 2007 für sieben Monate in Namibia tätige Alexander Katzer, der zur Zeit seine Doktorarbeit über „Physical Education in Namibia“ verfasst, kritisierte darüber hinaus die fehlende wissenschaftliche Anbindung und Kooperation in Deutschland. Er sprach sich für eine verstärkte Zusammenarbeit deutscher Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen mit den Teacher Colleges, dem National Institute for Educational Development (NIED) und der University of Namibia (UNAM) durch Erschaffung eines „Internationalen Graduiertenzentrums als Dachstruktur“ aus, welches „eine gemeinsame Aufarbeitung, Weiterentwicklung sowie Grundlagen- und Sonderforschung ermöglichen würde und so auch zu einer verstärkten Integration und Stärkung des Bildungs- und Sportbereichs beitragen könnte“.
Die DSHS Institutsleitung für „Internationale Sportpolitik und Freizeitforschung“ um Dr. Karen Petry und Dr. Michael Groll äußerten insbesondere durch die Konferenzbeiträge seitens der Universität von Madrid ernsthaftes Interesse, den Bereich „Sport und Entwicklung“ zukünftig auch in Deutschland zu fördern und institutionell zu verorten. Eine Konzeptionierung soll im Rahmen von Werkstattgesprächen auf den Weg gebracht werden.
Aufruf
Die UN hat im Rahmen der im Jahr 2000 verkündeten Milleniums-Entwicklungsziele (MDGs) die „Interagency Task Force on Sport for Development“ damit beauftragt, den Beitrag des Sports zur Erreichung der MDGs zu untersuchen. Der Bericht „Sport für Entwicklung und Frieden“ empfiehlt, Sport und andere körperliche Tätigkeiten besser in entwicklungspolitische Maßnahmen zu integrieren. So wurde das Jahr 2005 zum “Internationalen Jahr des Sports und der Leibeserziehung” erklärt, in dem die UN Projekte, Konferenzen und Kampagnen international koordinierte und förderte. In diesem Kontext wurde mit Adolf Ogi, jetzt Willi Lemke, ein „Sonderberichterstatter für Sport im Dienste von Entwicklung und Frieden“ mit Büro in Genf (UNOSDP) berufen und eine “Arbeitsgruppe für Sport im Dienste von Entwicklung und Frieden“ (IWG-SDP) eingesetzt. Diese stellte ihren vorläufigen Bericht 2006 und ihren endgültigen Bericht „Harmessing Power of Sport for Development and Peace: Recommendations for Governments“ Ende 2008 vor. Dieser nimmt in seinen Empfehlungen Regierungen in die Pflicht, einen Schwerpunkt „Sport und Entwicklung“ zu etablieren, der einen Nachweis über konkrete Politiken und Programme ermöglicht und eine kontinuierliche gesicherte Förderung und Beschäftigung garantiert. Zur Programmüberwachung, Bewertung und Evaluation ist die (internationale) Forschungskoordination zu verbessern, um eine bessere Dokumentationsbasis zu gewährleisten.
Die Auseinandersetzung mit „Sport und Entwicklung“ stellt in der deutschen Sportwissenschaft ein Desiderat dar. Obwohl zunehmend mehr Studierende ihre Praktika und Abschlussarbeiten in den Ländern des Südens absolvieren und ein personeller Einfluss auf internationaler Ebene mit Willi Lemke, der ehemaligen Präsidentin des ICSSPE Prof. Gudrun Doll-Tepper und dem Vizepräsidenten des IOC Thomas Bach, fehlt es an institutionalisierter Verortung und kontinuierlicher Grundlagenforschung in diesem Bereich.
Daher fordern wir folgendes Vorgehen:
- Werkstattgespräche Beteiligter aus Sport, Politik und Wissenschaft
- eine formale gemeinsame Erklärung seitens des Sports, der Wissenschaft und der Politik, die eine ernsthafte Auseinandersetzung und deren Finanzierung gewährleistet
- Nutzung von Anknüpfungspunkten aktueller (sport-)politischer Kontexte, wie dem IOC International Forum on Sport, Peace and Development, dem UNESCO Programm „Quality Physical Education“, der Umsetzung der Milleniumsentwicklungsziele, der UN Bildungsdekade Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung, dem UN Büro für Sport im Dienste von Entwicklung und Frieden
- eine inhaltliche wissenschaftliche Auseinandersetzung in sportwissenschaftlichen Studiengängen durch Konzipierung von Modulen, Masterstudiengängen und internationalen Kooperationen im Kontext des Bolognaprozesses
- Etablierung eine Graduiertenzentrums (Internationale Graduate School/ Promotionskollegs/ Internationales Kolleg für Geisteswissenschaftliche Forschung) als Dachstruktur und Ort der wissenschaftlichen Aufarbeitung, Begleitung, Weiterentwicklung, Koordination und internationaler Kooperation finanziell gefördert durch das BMBF (Internationalisierungsstrategie, Internationales Kolleg für Geisteswissenschaftliche Forschung) bzw. die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Hier könnte eine Grundlagenforschung angesiedelt sein, die thematisch auf Langzeitstrategien von „Sport und Entwicklung“, sowie Kurzzeitprojekte im Sinne von „Post-Disaster-Interventionen“ eingeht (ebenso Sonderforschungsbereiche möglich) und deren Potential für Sport und Schulsport in Deutschland (als interkulturelles Setting) reflektiert. Masterstudiengänge sind integrierte Programme des Graduiertenzentrums.
- Einrichtung einer ad-hoc Arbeitsgruppe in der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs)
Warum dieser Blog?
Dieser Blog versucht diesen Prozess kritisch zu beleuchten, eine erste Verortung für interessierte Studierende und WissenschaftlerInnen zu initiieren und so zum Thema in Forschung, Lehre und Studium der "deutschen" Sportwissenschaft zu machen.